Alpen

Alpen 2013

Im Überblick

Ich auf dem Schafberg. Im Hintergrund der Wolfgangsee.

Seit einigen Jahren zieht es mich regelmäßig zur Orchideensuche in die Alpen, zumal ich es mit Wohnsitz in Süddeutschland nicht weit dorthin habe. Die Kombination aus frischer Bergluft, gutem Essen und toller Flora übt auf mich einen besonderen Reiz aus. Dieses Jahr ging es nach Westösterreich und auf den Geigelstein in Deutschland. Dort wollten wir uns vor allem nach ein paar Kohlröschen-Arten umsehen.

Mit insgesamt 20 Arten, 2 Albinos und 1 Hybride war es wieder einmal ein sehr erfolgreicher Trip.

Anreise mit Zwischenstopp bei Rosenheim (30.06.2013)

Ein Flachmoor im Landkreis Rosenheim. Biotop von Orchis palustris.

Unseren Kurzurlaub beginnen wir am Sonntag Nachmittag. Die Autobahnen sind heute frei, so dass wir zügig vorankommen. Somit haben wir Zeit, einen uns bekannten Standort von Orchis palustris, der nur einen Umweg von wenigen Kilometern darstellt, zu besuchen. Aufgrund des kalten Frühjahrs ist die Art dieses Jahr etwas später dran und wir treffen sie erfreulicherweise in Hochblüte an. Das Flachmoor ist leider einer der wenigen noch verbliebenen Standorte. Leider steht diese attraktive Orchideenart in Deutschland somit kurz vor der Ausrottung.

Blick vom Schafberg auf den Mondsee.

Schnell finden wir weitere Orchideenarten: Dactylorhiza incarnata, Epipactis palustris und Platanthera bifolia. Und schließlich auch Gymnadenien. Bis 2002 war der Gymnadenia-Kosmos noch in Ordnung. In Deutschland fanden sich nur die zwei sehr leicht zu unterscheidenden Taxa Gymnadenia conopsea und Gymnadenia odoratissima, sowie die Varietät Gymnadenia conopsea var. densiflora. Werner Dworschak hat 2002 die 1981 beschriebene Gymnadenia alpina reaktiviert und daneben drei Arten und zwei Subspezies neu beschrieben.

Eine meiner Freundinnen.

Seither ist zwar alles komplizierter, bildet aber die Realität sicherlich auch besser ab. Die Unterschiede in Größe, Infloreszenz und Blütezeit rechtfertigen sicherlich eine detailliertere Betrachtungsweise. Nach langem Feldstudium bestimmen wir schließlich ‚unsere‘ Gymnadenien als Gymnadenia conopsea ssp. conopsea, Gymnadenia conopsea ssp. serotina und Gymnadenia splendida ssp. odorata.

Nach einer Stunde finden wir dann noch das Highlight des Tages: Ein Orchis palustris-Albino! Nun sind wir aber nicht die ersten ‚Orchideenfreunde‘, die heuer dieses Exemplar gefunden haben. Die Schilfwiese ringsherum ist niedergetrampelt. Insgesamt könnte man den Eindruck gewinnen, als sei der Platz von einer Horde Wildschweinen heimgesucht worden und nicht von ‚Naturfreunden‘, die um einen verantwortungsvollen Umgang mit der von ihnen geschätzten Natur bemüht sind.

Abends kommen wir schließlich am Wolfgangsee an und studieren zunächst einmal die hervorragende österreichische Küche.

Auf den Schafberg am Wolfgangsee (01.07.2013)

Die Schafbergbahn an der Mittelstation.
Abstieg zur Himmelspforte am Nordhang.

Heute geht es auf den Schafberg, der sich über den Wolfgangsee emporhebt. Als Reiseziel haben wir ihn vor allem aus zwei Gründen gewählt. Zum einen wollen wir dort Nigritella stiriaca finden, die nur auf wenigen Bergen wächst. Daneben will meine Tochter einmal mit einer Zahnradbahn fahren.

In Sankt Wolfgang besteigen wir die Zahnradbahn. Ruckelnd fährt diese an und schnaubt dann langsam den Berg empor. Bei langsamer Fahrt entdecken wir bereits die ersten Exemplare von Dactylorhiza fuchsii an den Hängen entlang der Bahnstrecke. Wir steigen als einzige Touristen an der Mittelstation aus. Die restlichen Touristen bevorzugen ein Erreichen der Gipfelstation ohne körperliche Betätigung.

Die Mondraute (Botrychium lunaria), eine Rautenfarn - Art.

Zunächst suchen wir die Hänge um die Mittelstation ab. Hier zeigt sich eine noch relativ starke Beweidung und somit eine ziemliche Orchideenarmut. Vereinzelt finden wir Coeloglossum viride, Dactylorhiza fuchsii, Gymnadenia conopsea ssp. conopsea, Orchis mascula ssp. signifera, Orchis ustulata, Platanthera bifolia und Traunsteinera globosa.

Noch ist das Ziel - die Schafbergspitze - in weiter Ferne.

Anschließend machen wir uns an den Aufstieg der restlichen 417 Höhenmeter. Der Aufstieg gestaltet sich abwechslungsreich. Nach unten bietet sich ein herrliches Panorama auf den Wolfgangsee. Der Weg führt durch artenreiche Bergwiesen und nachdem wir die Bahnstrecke zwischendurch überquert haben, finden wir auch etwa zwei dutzend hellrosane Blütenköpfe von Nigritella stiriaca.

Oben am Gipfel finden wir schließlich die ersten aufblühenden Exemplare von Nigritella austrica. Diese Art steht Nigritella rhellicani sehr nahe und ist ziemlich schwierig zu unterscheiden.

Schließlich lassen wir diesen tollen sonnigen Tag bei einem gescheiten Vesper auf der Bergstation ausklingen.

Kontrastprogramm: Tauplitzalm und Traweng (02.07.2013)

Der Großsee auf der Tauplitzalm.

Am nächsten Tag reisen wir weiter nach Bad Mitterndorf. Von dort fahren wir auf die Tauplitzalm. An einer Serpentine machen wir bei einem Albino von Gymnadenia conopsea Halt. Auf der Tauplitzalm tummeln sich noch viele Touristen, aber wenige Orchideen.

Ausschau halten nach dem richtigen Weg.

Zunächst geht der Weg nahezu eben an zwei Seen vorbei. Hier soll es bereits die ersten Kohlröschen geben – nämlich das noch nicht so lange beschriebene Zweifarbige Kohlröschen (Nigritella bicolor). Dieses finden wir aber trotz intensiver Suche nicht. Stattdessen finden wir aber eine schöne Wiese mit dem Alpenfettkraut (Pinguicula alpina). Schließlich machen wir uns an die 500 m Aufstieg auf den Traweng.

Der steile Pfad verursacht teils energische Protestkundgebungen meiner Tochter, umso glücklicher ist sie, als wir schließlich oben ankommen. Die Hänge des Trawengs sind ein Kontrast zum Schafberg. Insgesamt ist das Areal deutlich unübersichtlicher. In alle Richtungen steigen flache Hügel an, das Gipfelkreuz finden wir plötzlich unvermittelt vor uns.

Die Vegetation ist etwas später dran. Der Schnee hat sich hier deutlich länger gehalten. Auf südexponierten Hängen blühen aber bereits die ersten Roten Kohlröschen (Nigritella rubra). Die hier auch vorkommende Nigritella archiducis-joannis finden wir trotz intensiver Suche nicht. Wahrscheinlich sind wir angesichts des Witterungsverlauf in diesem Jahr ein paar Tage zu früh dran.

Auf einen Abstecher auf die Westflanke, wo es noch Nigritella widderi geben soll, verzichten wir angesichts der fortgeschrittenen Uhrzeit und stärken uns stattdessen mit einem leckeren Schweinebraten vor der Heimfahrt. Um Mitternacht sind wir schließlich wieder daheim.

Ein Tagestrip auf den Geigelstein (05.07.2013)

Von Hahnenfuß und Trollblume gelb getünchte Hänge am Geigelstein.

Nachdem es auf dem Traweng mit Nigritella widderi nicht geklappt hat, unternehme ich heute einen Tagesausflug auf den Geigelstein, wo es diese Art ebenfalls geben soll. Zum Glück ist es heute nicht mehr so sonnig wie die Tage zuvor. Ansonsten wären die 1.100 Höhenmeter eine recht schweißtreibende Angelegenheit.

Morgens hat es noch geregnet. Mittags ziehen dann Nebelschwaden am Geigelstein entlang.

Etwa auf halber Strecke komme ich an einer Feuchtwiese vorbei. Auf dieser wachsen neben Dactylorhiza fuchsii und Dactylorhiza majalis auch mehrere Hybriden Dactylorhiza fuchsii x majalis.

Weiter oben, bereits oberhalb der Priener Hütte, wird es dann deutlich orchideenreicher. Hier tummeln sich Coeloglossum viride, Gymnadenia alpina, Gymnadenia conopsea ssp. conopsea, Leucorchis albida, Platanthera bifolia, Orchis mascula ssp. signifera, Orchis ustulata und Traunsteinera globosa.

Etwa 150 Höhenmeter unterhalb des Gipfels finde ich dann unter einigen blühenden Nigritella rubra und knospenden Nigritella rhellicani auch ein Einzelexemplar von Nigritella widderi. Welch ein wunderbares Finale. Nach einer Stärkung auf der Priener Hütte fahre ich heim und fiebere bereits nächstes Jahr entgegen.

Reiseverlauf

Datum Wochentag Besuchte Standorte
30.06.2013 Sonntag Anreise, Rosenheim
01.07.2013 Montag Schafberg
02.07.2013 Dienstag Tauplitzalm, Traweng, Abreise
05.07.2013 Freitag Tagesausflug Geigelstein

Gefundene Arten

Nr. Gattung Art Bemerkung
1. Coeloglossum viride
2. Dactylorhiza fuchsii
3. incarnata
4. majalis
5. majalis x fuchsii Hybride
6. Epipactis palustris
7. Gymnadenia alpina
8. conopsea ssp. conopsea
9. conopsea ssp. conopsea Alnino
10. conopsea ssp. serotina
11. splendida ssp. odorata
12. Leucorchis albida
13. Nigritella austriaca
14. rhellicani
15. rubra
16. stiriaca
17. widderi
18. Orchis mascula ssp. signifera
19. palustris
20. palustris Albino
21. ustulata
22. Platanthera bifolia
23. Traunsteinera globosa
Nahaufnahme der Kalkpolsternelke (Silene acaulis).
Steilhang im Gipfelbereich des Schafbergs. Lebensraum von Nigritella austriaca.
Eine Schwebfliege auf einer Nacktstängligen Kugelblume (Globularia nudicaulis).
Der Alpenenzian (Gentiana alpina), eine Charakterpflanze der Alpen.
Auf dem Traweng. Blick auf die Westflanke.
Blick vom Traweng hinunter auf die Tauplitzalm.
Aufstieg auf den Traweng.