Auf dem Fensterbrett

Eine Vielzahl von Insektivoren lässt sich über Jahre hinweg erfolgreich auf dem Fensterbrett halten. Wichtig ist die Artauswahl anhand der unten aufgeführten Kriterien. Sofern keines dieser Kriterien gegen die Kultur auf dem Fensterbrett spricht, lässt sich die Pflanze ohne viel Aufwand nach einem einfachen Pflegekonzept halten:

1. Licht: Soviel wie möglich, wählen Sie einen hellen Standort aus. Eine Zusatzbeleuchtung im Winter ist nützlich, aber nicht zwingend. Für ein Nordfenster sind allenfalls unkomplizierte Fettkrautarten geeignet.

2. Luftfeuchtigkeit: Zweitrangig. Arten mit einer gewünschten Luftfeuchtigkeit auf Dauer von >90% sind ohnehin nicht für die Kultur auf dem Fensterbrett geeignet. Hier ist der Einsatz eines Terrariums zwingend. Die unkomplizierteren Arten akzeptieren meist eine Luftfeuchtigkeit > 60%. Kritisch kann wieder der Winter werden, falls durch die Heizung die Luftfeuchtigkeit allzu sehr sinkt. Dann kann es oft schon ausreichen, die Pflanzen in größere Untersetzer zu stellen, um lokal die Luftfeuchtigkeit durch Verdunstung zu erhöhen.

3. Bewässerung:Anstaubewässerung mit kalkfreiem Wasser! Die Töpfe sollten permanent in ein bis zwei Zentimetern Wasser stehen. Als Wasser eignet sich Osmosewasser, destilliertes Wasser, auf dem Lande auch Regenwasser. Mit Leitungswasser bringen Sie mittelfristig aufgrund des Salzgehaltes jede Insektivore um. Einzige Ausnahme sind hier die mexikanischen Fettkrautarten.

4. Substrat: Ungedüngter Hochmoortorf. Hiermit kommen fast alle Arten klar. Nur wenige Arten brauchen zwingend eine andere Mischung, sind aber ohnehin nicht für eine Kultur auf dem Fensterbrett geeignet. Die Zugabe von etwas Quarzsand (kalkfrei!) ist nicht verkehrt, da dadurch das Substrat etwas lockerer wird, aber nicht obligat. Zum Substrat von mexikanischen Fettkräutern kann man etwa 10% Lehm zumischen, fördert allerdings das Wachstum auch nicht übermäßig.

5. Düngung: Obsolet! In Studien lässt sich ein positiver Effekt durch eine marginale Blattdüngung zeigen. Sie brauchen hierfür jedoch sehr viel Erfahrung und ein absolutes Fingerspitzengefühl, da die Pflanzen auf die geringste Überdüngung durch ein Absterben reagieren. Zugleich ist der Benefit durch eine marginale Düngung gering. In der Güterabwägung: Lassen Sie es sein! Ebenso verhält es sich mit einer Zusatzfütterung mit Insekten. Die Pflanzen sind hierauf nicht angewiesen, da sie sich in ihrem eigenen Topf nicht gegen konkurrierende Pflanzen behaupten müssen. In der Wohnung schimmeln nicht verwertete Insekten vor allem im Winter leicht und gefährden damit die Pflanze.

Um geeignete Arten auszuwählen, sollte man folgende Kriterien überprüfen:

1. Temperatur: In ihrer Wohnung herrschen etwa 18° – 25°C, ganzjährig. Nachts etwas weniger als tagsüber. Somit nicht geeignet sind vor allem Arten, die eine deutliche Nacht-Absenkung benötigen, um auf Dauer zu wachsen.

Nicht geeignet sind: Heliamphora-Arten (außer Hybriden), Hochland-Nepenthes, Darlingtonia

2. Luftfeuchtigkeit: Selbst falls Sie täglich Ihr Fensterbrett benebeln, werden Sie langfristig nicht die Luftfeuchtigkeit konstant auf Werte > 90% halten können. Zudem besteht die Gefahr der Schimmelbildung. Nicht geeignet sind somit Arten aus den Tropen.

Nicht geeignet sind: Tiefland-Nepenthes, Genlisea, Queensland-Droseras, epiphytische Utricularien

3. Luftzirkulation: Auf ihrem Fensterbrett bleibt die Luft stehen, es findet nicht der Luftaustausch wie im Freien statt. Falls die Sonne scheint, heizt sich ihr Fensterbrett auf, manchmal steigt die Luftfeuchtigkeit, manchmal sinkt diese. Den meisten Arten macht diese mangelnde Luftzirkulation nichts aus, aber es gibt Ausnahmen!

Nicht geeignet sind: Byblis, Drosophyllum

4. Sommerruhe: Sehr wenige Arten stellen im Frühjahr ihr Wachstum ein und sterben oberirdisch ab. Diese Arten stammen aus Regionen, die im Sommer austrocknen. Die Trockenzeit wird mittels Speicherknollen überstanden, aus denen die Pflanzen im Herbst bei einsetzendem Regen neu austreiben. Zwischenzeitlich müssen die Knollen kühl und trocken gelagert werden.

Nur bedingt geeignet sind: Knollendroseras

5. Winterruhe: Prinzipiell können alle Arten, die eine Winterruhe einlegen, warm durchkultiviert werden. Langfristig entkräftet das die Pflanze jedoch, sie wird kränklich und blühfaul.

Nur bedingt geeignet sind: Dionaea, Darlingtonia, Sarracenia, winterharte Droseras, Pinguiculas und Utricularias

Welche Arten sind dann geeignet?

alle Droseras (ausgenommen die oben erwähnten Gruppen): also vor allem südafrikanische Arten und Zwergdroseras; alle Pinguiculas (ausgenommen die oben erwähnten Gruppen): also vor allem mexikanische Arten, alle Utricularias (ausgenommen die oben erwähnten Gruppen): also knappe 200 Arten, Roridula, Nepenthes-Hybriden, Heliamphora-Hybriden