Gefährdung der Tropen

Borneo

Ausmaß

Frisch abgeholzt.

Sowohl das Ausmaß der bereits zerstörten Flächen als auch das Tempo des Voranschreitens der desaströsen Entwicklung sind erschreckend. Inzwischen ist über die Hälfte des einzigartigen Ökosystems tropischer Regenwald unwiederbringlich zerstört. Und der Wahnsinn geht weiter. Das Tempo der Regenwaldzerstörung ist bislang nur marginal zurückgegangen.

Mit einem alleinigen Verzicht auf die Verwendung von Tropenhölzern ist es nicht getan. Die Ursachen sind vielgestaltig, ebenso vielgestaltig müssen die Bemühungen um den Erhalt des tropischen Regenwaldes sein. Dessen Fortbestehen liegt nicht zuletzt hinsichtlich des Klimaschutzes in unser aller Interesse.

Niemand mag sicher beurteilen, wie viele Tier- und Pflanzenarten bereits ausgestorben sind. Einige Arten sind bekannt, der Großteil wird für immer im Dunkeln der Zeit verborgen bleiben, da für diese Arten bislang noch nicht einmal eine wissenschaftliche Beschreibung vorlag.

Ursachen

Holzeinschlag

Holztruck mit geschlagenen Riesen.

Die Problematik des Handels mit Tropenhölzern dürfte den Meisten bewusst sein. Vor allem werden Teak, Mahagoni, Ebenholz, Eisenholz, Merandi und Palisander exportiert. Vorteile dieser Hölzer sind eine hohe Witterungsbeständigkeit sowie das Fehlen von Jahresringen aufgrund des steten Wachstums.

Doch selbst ein selektiver Einschlag, also nur eine gezielte Entnahme der Edelhölzer bei einem gleichzeitigen Belassen der restlichen Bäume, hat katastrophale Auswirkungen. Eine Analyse von Satellitenbildern zeigte einen kompletten Untergang der beobachteten Gebiete von einem Sechstel nach einem Jahr und von einem Drittel nach vier Jahren. Das empfindliche Ökosystem wird demnach bereits durch die selektive Entnahme einzelner Urwaldriesen nachhaltig und empfindlich gestört.

Ein weiteres Problem stellt der illegale Holzeinschlag dar. Diesem ist nur durch die Errichtung von Nationalparks und einer strengen staatlichen Überwachung zu begegnen.

Brandrodung und Wanderfeldbau

Der durch Holzeinschlag degradierte Wald wird später partiell weiter ausgeschlachtet. Bäume mit minderwertigerem Holz werden als Bauholz und für die Papierindustrie geschlagen. Die Restflächen fallen anschließend meist der Brandrodung zum Opfer, um die Flächen als Plantagen bewirtschaften zu können.

Das Abfackeln erzeugt Asche, welche die ersten Jahre als Dünger dient. Nach wenigen Jahren lässt die Produktivität der Felder rasch nach, die Vegetation verkümmert, Nährstoffe werden ausgespült beziehungsweise durch die Erosion die dünnen Humusschicht weggespült. Das Feld wird aufgegeben und die nächste Fläche fällt der Brandrodung zum Opfer.

Viehzucht

Die Viehzucht ist einer der Hauptfaktoren für die Regenwaldzerstörung insbesondere in Südamerika. Und das gleich in zweierlei Hinsicht. Riesige Flächen wurden zum Beispiel in Brasilien in Weideland für die Rinderhaltung umgewandelt. Das so produzierte Fleisch wird unter anderem auch von einer großen amerikanischen Fast-Food-Kette verarbeitet.

Andere Areale wurden vor allem in Sojafelder umgewandelt. Von den Industrienationen wird das Soja zu Kraftfutter verarbeitet und anschließend etwa an deutsche Rinder verfüttert.

Agrartreibstoffe

Illegaler Holzeinschlag. Der gefällte Baum wird gleich vor Ort in handliche Bretter zersägt.

Ein Paradoxon des Umweltschutzes ist der Siegeszug der Ölpalme, der zugleich eine Niederlage für die Biodiversität darstellt. Die Früchte der ursprünglich aus Afrika stammenden Ölpalme (Elaeis guineensis) werden zu Palmöl verarbeitet. In den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts fand das Palmöl vor allem noch Verwendung in der kosmetischen Industrie. In den letzten 10 Jahren werden immer größere Mengen zu „Bio“-Treibstoff verarbeitet. Die weltweite Nachfrage ist stark steigend, so dass immer mehr Flächen zu Palmölplantagen umgewandelt werden. Besonders stark von dieser Entwicklung ist Indonesien betroffen.

Der aus Palmöl gewonnene Biotreibstoff taugt nicht einmal für das ökologische Gewissen, zumindest sofern die Ölpalmen auf frisch gerodeten Flächen kultiviert werden. Nach diversen Berechnungen ist die Klimabilanz negativ, es wird durch die Verwendung des Palmöls weniger Kohlenstoffdioxid eingespart als durch die Abholzung und Brandrodung zuvor freigesetzt wurde.

Rohstoffe

Nicht zuletzt bedecken Regenwälder auch Lagerstätten diverser Rohstoffe. Bei stetig steigenden Rohstoffpreisen wird es zusehends rentabel, auch unzugängliche Gebiete zu erschließen. In Borneo wird überwiegend Kohle im Tagebau gefördert, in anderen tropischen Regionen sind es Gold und andere Rohstoffe.

Maßnahmen & Konzepte zum Regenwaldschutz

Die Haupttriebfeder für die Regenwaldzerstörung sind pekuniäre Interessen. Neben dem Holzeinschlag, also einer direkten Vermarktung des Regenwaldes durch den Verkauf des Tropenholzes, wird ein immer bedeutsameres Problem die Schaffung von Anbauflächen für Produkte, die einen wirtschaftlichen Ertrag abwerfen. Abnehmer dieser Produkte sind wir, die Industrienationen. Wir sind daher mittelbar für die Vernichtung der Regenwälder verantwortlich. Es ist ein Milliardenmarkt, obgleich die lokale Bevölkerung an den Einnahmen nur marginal partizipiert. Unverändert fristen die meisten Einheimischen ein Leben in einfachsten Verhältnissen, das erwirtschaftete Geld kumuliert bei ein paar Wenigen.

Allerdings müssen wir nicht resigniert und tatenlos dieser Abwärtsspirale zusehen. Um sich für den Erhalt der verbliebenen Regenwälder einzusetzen, ist es nicht nötig, sich als „Ökoterrorist“ an einen Urwaldriesen anzuketten. Jeder von uns kann sein Scherflein durch ein bewussteres Handeln beitragen. Aus vielen gleichartigen Veränderungen des Einzelkonsumenten resultiert unter dem Strich eine einflussreiche Verbrauchermacht.

Ich denke, zum Schutz des Regenwaldes sind drei Komponenten entscheidend:

  • Unsere pluralistische Gesellschaft basiert zunehmend auf dem Lobbyismus. Je stimmgewaltiger die Lobby ist, umso mehr Einfluss erzielt sie in der Politik. Leider ist die Lobby des Regenwaldschutzes unbedeutend angesichts der ihr gegenüberstehenden wirtschaftlichen Interessen. Werden sie Teil der Regenwaldschutz-Lobby. Werden sie selbst aktiv, sensibilisieren sie ihr Umfeld für diese Problematik und begeistern sie es für das Erbe der Evolution.
  • Überprüfen sie ihr Konsumverhalten. Vermeiden sie Produkte, die entweder selbst dem Regenwald entstammen oder für deren Produktion Regenwald vernichtet wurde.
  • Ein Erhalt des Regenwaldes wird nicht ohne die Unterstützung der lokalen Bevölkerung funktionieren. Nur wenn die lokale Bevölkerung ebenso eine Werthaltigkeit in einem intakten Regenwald sieht, wird auf Dauer der gemeinsame Kampf Aussicht auf Erfolg haben. Wie so oft ist das größte Motivationsmittel Geld – Geld welches bei der lokalen Bevölkerung ankommt. Die Spannweite reicht vom Ökotourismus bis zum Erwerb von Fair-Trade-Produkten.

Aus diesen Überlegungen resultiert folgende „Ideenliste“:

  • Sofern Sie auf Tropenhölzern nicht verzichten wollen, achten sie wenigstens darauf, dass die Hölzer ein FSC-Zertifikat oder ein Naturland-Siegel tragen und damit wahrscheinlich aus einer nachhaltigeren Forstwitschaft stammen.
  • Jeder fünfte Baum weltweit wird zu Papier verarbeitet. Mit dem Blauen Engel steht seit über zwei Jahrzehnten eine zuverlässige Kennzeichnung von Papierprodukten zur verfügung, die 100% aus Recyclingpapier hergestellt wurden.
  • FAIRTRADE: das Transfair-Siegel. Derart gekennzeichnete Produkte sind zwar etwas teurer als die Stangenware, der höhere Preis kommt jedoch nahezu zu hundert Prozent den Bauern der Dritten Welt zugute. FAIRTRADE steht nicht nur für ein nachhaltiges und umweltschonendes Wirtschaften, sondern fördert die soziale Entwicklung (Verbot der Kinderarbeit, Einhaltung der Schulpflicht, Gleichberechtigung der Frauen).
  • Seinen Fleischkonsum überdenken und gegebenenfalls reduzieren. Zunächst einige Daten zur Fleischproduktion. Für die Produktion von 1 Kilogramm Fleisch werden etwa 12 Kilogramm Getreide benötigt. Auf der gleichen Ackerfläche könnten im selben Zeitraum etwa 150 kg Kartoffeln erzeugt werden. Das Klima wird etwa 13-mal stärker als bei einer vegetarischen Ernährung belastet. Falls sie nicht ihren Fleischkonsum reduzieren möchten: Kaufen sie das nächste Mal vielleicht doch lokal produziertes Fleisch von Tieren, die mit einheimischem Futtermittel statt mit Sojafutter ernährt wurden.
  • Einbringen seiner Stimme für den Regenwaldschutz. Manche Problematiken sind komplex, so dass sie nicht durch eine Veränderung seines Konsumverhaltens beeinflusst werden können. An dieser Stelle sind höhere Ebenen gefordert. Viele Organisationen setzen sich für den Erhalt der Regenwälder ein. Sie brauchen aber Unterstützung, ihre Unterstützung, gleich ob als aktives Mitglied oder durch eine kleine finanzielle Zuwendung, die im Übrigen nach Erhalt einer Spendenbescheinigung steuerreduzierend geltend gemacht werden kann. Daneben fordern viele Probleme eine Lösung auf politischer Ebene. Auch hier können sie ihren Einfluss geltend machen. Letztlich funktioniert die Politik nach ähnlichen Mustern wie die Wirtschaft, sie orientiert sich am Mainstream. Lassen sie uns einen aktiven Regenwaldschutz zur Konsens-Meinung Deutschlands machen.