Hochmoor

Hochmoor – Beet

Im Überblick

Im Sommer 2009 handelt es sich noch um eine 'jungfräuliche' Wiese, bevor ...
... dieser mit schwerem Gerät zu Leibe gerückt wird.

Aus einem Flachmoor kann sich über längere Zeiträume letztlich ein Hochmoor entwickeln. Voraussetzung hierfür ist, dass die jährliche Niederschlagsmenge die Verdunstung sowie den Wasserabfluss übersteigt. In diesem Fall kommt es zunächst zu einer Verbuschung des Flachmoors, es entwickelt sich ein Bruchwald, in dem sich bei jährlichem Wasserüberschuss allmählich Torfmoose (Sphagnum spec.) ansiedeln. Diese sezernieren Protonen, so dass sie ihre Umgebung ansäuern, wodurch sie den Konkurrenzdruck durch andere Pflanzen reduzieren. Die Torfmoose sind wurzellos und wachsen kontinuierlich weiter. Zugleich sterben sie in der Tiefe aber ab. Durch einen relativen Sauerstoffmangel kommt es nun nur zu einer inkompletten Verrottung, so dass sich jährlich eine feine Torfschicht ablagert. Dieses Wachstum geschieht nur sehr langsam, ein gesundes Moor wächst jährlich nur etwa ein Millimeter in die Höhe. Durch die stetige Torfablagerung wächst das Moor irgendwann einmal über die Umgebung hinaus und entzieht sich somit dem Grundwassereinfluss. Dadurch wird es nicht nur sauer sondern auch extrem nährstoffarm, da der Wasserhaushalt nur durch Niederschlagswasser und nicht mehr durch mineralstoffreiches Bodenwasser aufgefüllt wird. Die Evolution des Moores ist jetzt im Endstadium angekommen, es hat sich zu einem die Umgebung etwas überragenden Hochmoor entwickelt und ist das Habitat einer Reihe hochspezialisierter Pflanzen. Einige Arten haben als zusätzliche Nährstoffquelle den Insektenfang entwickelt, so finden sich in Deutschland unter anderem im Hochmoor mehrere Sonnentauarten.

Projekt

Erläuterung des Baus und schematische Darstellung

Im Frühjahr 2010. Der Rohbau bekam mittlerweile durch Handarbeit (sprich: etwa 250 Schubkarren später) seinen Feinschliff. Das Relief um das Hochmoorbeet wurde insgesamt harmonischer gestaltet.
Bis zum Herbst 2010 fanden weitere Modifikationen statt. Ringsherum wurde Rasen gesät, der schon einigermaßen gut gewachsen ist.

Der Boden der Baugrube wurde zunächst sorgsam eingeebnet und größere Steine abgesammelt. Anschließend wurde eine vier Zentimeter hohe Sandschicht aufgebracht, worauf ein Vlies und die Teichfolie aufgelegt wurden. Als nächstes wurde der interne Wasserspeicher eingebaut, der aus einer Vielzahl von gelöcherten Eimern und halbierten Kanistern besteht. Anschließend wurde das Beet zur Hälfte mit Regenwasser befüllt, später die Zwischenräume zwischen den Behältern des internen Wasserspeichers mit nassem Torf verfüllt und oben eine etwa zehn Zentimeter hohe Torfauflage aufgebracht. Dies geschah jedoch nicht eben, um Pflanzen mit verschiedenen Ansprüchen gerecht werden zu können. Neben kleinen Hügeln (Bulten) wurden ebenso Vertiefungen und kleine Teiche (Schlenken) als offener Wasserspeicher modelliert. Der interne und die offenen Wasserspeicher werden regelmäßig bei Regenfällen zusätzlich von einem externen Wasserzufluss aufgefüllt. Während Trockenperioden gelangt dann das gespeicherte Wasser durch die Kapillarwirkung des Torfes allmählich an die Substratoberfläche, von wo es schließlich verdunstet. Skizze eines Moorbeets Von Süden führt ein unterirdisch verlegtes Rohr Regenwasser, welches in dieses über ein Fallrohr von dem Dach eines Schuppens gelangt, dem Moorbeet zu. Damit ein leichtes Gefälle für den Wasserzufluss gegeben ist, wurde das Hochmoorbeet etwas unterhalb des Erdniveaus angelegt. Die Böschung ringsherum wurde flach abgetragen und neigt sich sanft zum Beet nach unten. Das Beet ist ringsherum von der Böschung durch miteinander verbunden Rundholzbalken abgegrenzt, die einerseits verhindern, dass Erdreich von außen in das Beet eingespült wird und andererseits das Einwachsen von umliegenden Gräsern oder anderen Pflanzen reduzieren soll.

Geeignete Pflanzen für eine ganzjährige Freilandhaltung

Zu verschiedenen Tabellen mit Pflanzen, die ganzjährig für eine Freilandhaltung im Moorbeet geeignet sind, gelangen Sie hier.

Entwicklung

2014 – 2015

Nach der Befüllung des Hochmoorbeets im Sommer 2014 füllte sich das Beet über den Winter mit Regenwasser. Im Frühjahr nahm ich zunächst eine Verdichtung des nun nassen Torfes vor, ehe ich die Bepflanzung vornahm. Bereits wenige Wochen später erfreuten die Sonnentauarten mit ihren ersten Blüten und setzten reichlich Samen an.

2016

Vor allem aus den Drosera intermedia-Samen entwickelten sich dutzende Jugendpflanzen. Hingegen vermehrte sich das Sphagnum-Moos sich dieses Jahr nur relativ zögerlich.

2017

Die Tendenzen aus dem Vorjahr setzten sich auch 2017 fort. Das Sphagnum zeigte weiterhin eine nur mäßige Vermehrung, wohingegen sich die Drosera-Arten massiv vermehrten und inzwischen teils schon größere Teppiche ausgebildet haben. Besonders vermehrungsfreudig zeigte sich Drosera intermedia. Aber auch die Sarracenien wuchsen kräftig und bereicherten das Moor im Frühjahr mit ihren ersten Blüten.

Im Sommer suchte ein kleiner Trupp Enten aus der Nachbarschaft das Moor auf. Dieser Invasion fiel leider Aldrovanda vesiculosa zum Opfer. Zudem verschleppten die Enten dutzende Utriculariatriebe aus den verschiedenen Miniteichen, so dass seither jeder Teich einen kunterbunten Utricularia-Mix beherbergt. Langfristig werde ich wahrscheinlich sämtliche Teiche von allen Utricularien befreien, einzelne Triebe in Aquarien vermehren und die Teiche jeweils sortenrein wieder besetzen.

2018

Aufgrund der noch relativ großen Flächen mit nacktem Torf und einer damit verstärkten Aufwärmung bzw. Verdunstung und einem extrem trockenen und heißen Sommer stand das Moor trotz interner Wasserspeicher erstmals kurz vor der Austrocknung. Der minimale Wasserstand betrug gerade noch 3 cm. Dennoch bin ich optimistisch, dass mit zunehmendem Bewuchs und einer damit stärkeren Reflexion der Sonnenstrahlen durch das Sphagnum diese Problematik künftig weniger stark auftreten sollte.

Überraschend ist die Frosthärte der meisten Sarracenia-Arten. Selbst Sarrascenia psittacina und Sarracenia minor vertrugen bislang Winter bis -20°C. Wahrscheinlich tragen zu der Frosthärte die tiefen Pflanzstellen (Rhizome im Winter auf Höhe des Wasserspiegels) und ein Schutz der Rhizome durch umgebendes Sphagnum bei. Utricularia cornuta sät sich jährlich neu aus und blüht im Spätsommer.

Eine hohe Frostempfindlichkeit zeigt hingegen Sarracenia leucophylla, welche die Winter gerade so überlebt.

2019

2019 war das Jahr der Blüten! Nahezu alle Sarracenien sind dieses Jahr zur Blüte gelangt. Pogonia ophioglossoides und Calopogon tuberosus haben sich die Jahre zuvor vegetativ gut vermehrt, haben dieses Jahr aber beide erstmalig geblüht. Spiranthes cernua var. odorata bildete im Oktober dann den krönenden Abschluss mit 16 Blütenständen!

Aktuelle Bestandsliste

Nr. Gattung Art Bemerkung
1. Angallis tenalla  
2. Aster nemoralis  
3. Calopogon tuberosus  
4. Drosera ‚Anfil‘  Drosera anglica x filiformis
5. Drosera binata  
6. Drosera filiformis „California Sunset“
7. Drosera intermedia  
8. Drosera rotundifolia  
9. Drosera x beleziana “Giant“
10. Drosera  x hybrida  
11. Drosera  x obovata  
12. Eriophorum vaginatum  
13. Helonias bullata  
14. Hesperocodon hederacea  
15. Kalmia angustifolia  
16. Myrica gale  
17. Narthecium ossifragum  
18. Pogonia ophioglossoides  
19. Primula vialii  
20. Rhododentron canadensis  
21. Rhododentron tomentosum  
22. Sarracenia alata „Pubescent Black“ DeSoto, Mississippi (Black)
23. Sarracenia alata  
24. Sarracenia flava  
25. Sarracenia flava var. cuprea North Carolina MK F 10
26. Sarracenia flava var. maxima Giant Form, Honeysuckle Road
27. Sarracenia flava var. ornata  
28. Sarracenia flava var. rubricorpora  
29. Sarracenia flava var. ruegelii  Giant Form (ex Plantarara)
30. Sarracenia flava var. ruegelii  Milton, MK F 49
31. Sarracenia flava var. supraornata  
32. Sarracenia flava var. vuprea Exum North Carolina, MK F131a
33. Sarracenia leucophylla  
34. Sarracenia minor „Typical“
35. Sarracenia oreophila giant form, purple throat
36. Sarracenia oreophila vigorous clone
37. Sarracenia oreophila  
38. Sarracenia psittacina  
39. Sarracenia psittacina var. okefenokeensis  Big Globose Traps
40. Sarracenia purpurea subsp. purpurea  
41. Sarracenia purpurea subsp. purpurea  f. heterophylla
42. Sarracenia purpurea subsp. venosa var. burkei „Chipola Giant“
43. Sarracenia purpurea subsp. venosa var. montana
44. Sarracenia  purpurea subsp. venosa  „minor Black“
45. Sarracenia rubra subsp. alabamensis  Chilton Alabama
46. Sarracenia rubra subsp. gulfensis  Dark Tall pitchers, ex J. Welham
47. Sarracenia rubra subsp. rubra  
48. Sarracenia rubra subsp. wherryi  
49. Sarracenia rubra susp. ionesii typical form
50. Sarracenia x hybrida  
51. Spiranthes cernua var. odorata „Chadds Ford“
52. Trichophorum alpinum  
53. Utricularia bremii  
54. Utricularia cornuta  
55. Utricularia inflata  
56. Utricularia striata  
57. Vaccinium macrocarpon  
58. Viola pallens  
59. Viola palustris  
... ehe die Balken mit der Motorsäge endgültig zugeschnitten und anschließend miteinander verschraubt werden.
 
Weiterbau 2014. Zunächst wird der endgültige Verlauf der Holzabgrenzung abgesteckt, ...
 
Lagebesprechung.
 
Hand in Hand geht die Arbeit schnell voran.
 
Baugrube mit fertiggestellter Umrandung.
 
Vlies zum Schutz der Folie.

Fotos

Eingebrachte Folie.
Die internen Wasserspeicher.
Nun fehlt nur noch das Wasser.
Das Hochmoor im Frühjahr 2017.
Das Hochmoor im Frühjahr 2017.
Das Hochmmor im Frühjahr 2019.
Grasröte (Calopogon tuberosus).
Moor-Pogonie (Pogonia ophioglossoides).
Braunrote Schlauchpflanze (Sarracenia rubra subsp. rubra).
Rundblättriger Sonnentau (Drosera rotundifolia).
Rundblättriger Sonnentau (Drosera rotundifolia).
Mittlerer Sonnentau (Drosera intermedia).
Spiranthes cernua var. odorata 'Chadds Ford'.
Die selbe Pflanze im Folgejahr.
Sarracenia psittacina.
Sarracenia rubra subsp. wherryi.
Sphagnum in roter Herbstfärbung.
Junge Sämlinge von Sarracenia purpurea subsp. purpurea f. heterophylla, September 2019.
Utricularia inflata.