Sonnentaue (Drosera) am Naturstandort in Deutschland

Einführung

Gruppe von Drosera anglica.
Schönes Exemplar von Drosera rotundifolia.

Bei der Gattung Drosera, einem Vertreter aus der Familie der Sonnentaugewächse, handelt es sich um die drittgrößte karnivore Gattung mit insgesamt etwa 160 Arten.

Die Gattung ist weltweit verbreitet. Verbreitungsschwerpunkte sind besonders Australien, daneben auch Südafrika.

Bis auf eine Ausnahme werden feuchte, saure bis stark saure Habitate besiedelt. Droserae kommen in temperierten Zonen mit einem frostigen Winter ebenso vor wie in den Tropen. Die meisten Arten sind rosettenbildend, oft flach der Erde aufliegend. Daneben existieren auch kletternde oder aufrecht wachsende Arten. Der Durchmesser reicht von 1 – 2 cm bis hin zu 100 cm bei Drosera regia.

Überflutet stehendes Exemplar von Drosera intermedia.
Massenbestand von Drosera intermedia.

Der Sonnentau gehört zu den aktiven Klebefallen. Gestielte Drüsen (Tentakeln) produzieren einen Fangschleim, der auf einer Polysaccharid-Lösung basiert. Überwiegend durch das Glitzern der Tautropfen in der Sonne werden kleine Insekten angelockt und festgeklebt. Eine olfaktorische (über den Geruch) Anlockung besteht hingegen nicht. Die Tentakeln, manchmal sogar das ganze Blatt sind oft ausgesprochen beweglich. Die Bewegungsfreudigkeit variiert jedoch deutlich. Nahezu keine Bewegung zeigt etwa Drosera filiformis, andere Arten wie Drosera burmannii hingegen können ihrer Tentakeln innerhalb von 1 – 2 Minuten um 180 ° umklappen. Eine ganze Reihe an Arten, wie zum Beispiel Drosera capensis, umhüllen schließlich die Beute sandwich-like mit ihrem Blatt. Zahlreiche Enzyme spalten die Inhaltsstoffe auf und führen sie damit einer Verwertung durch die Pflanze zu.

In den deutschen Hochmooren finden sich drei Arten, nämlich Drosera anglica, Drosera intermedia und Drosera rotundifolia.

Langblättriger Sonnentau (Drosera anglica)

Bisweilen steht auch Drosera anglica relativ nass, ...
... häufiger steht Drosera anglica jedoch trockener.

Der Langblättrige Sonnentau wird auch Englischer Sonnentau genannt. Er ist einer von nur drei winterharten, mehrjährigen Arten, die in Mitteleuropa heimisch sind. Von diesen ist Drosera anglica die seltenste Art und in Deutschland stark gefährdet. Er kommt auf der gesamten Nordhalbkugel vor, hier ist er vor allem in Norddeutschland, aber auch in Südbayern zu finden.

Wie seine Verwandten findet man Drosera anglica in vollsonnigen Lagen in Hochmooren und Zwischenmooren. Die Art wächst in der Regel zwischen Torfmoosen auf staunassen Böden, jedoch meist an trockeneren Stellen als Drosera intermedia. Im Vergleich zu seinen zwei deutschen Verwandten ist diese Art deutlich kalktoleranter, möglicherweise aufgrund eines Einflusses von Drosera linearis.

Blüte von Drosera anglica.

Es wird vermutet, dass Drosera anglica hybridogenen Ursprungs ist, nämlich sich aus einer Naturhybride zwischen Drosera rotundifolia und Drosera linearis entwickelt hat. Hierfür sprechen neue genetische Untersuchungen und die Tatsache, dass Drosera anglica die Chromosomenzahl von 2n=40 hat, wohingegen die restlichen nordamerikanischen Arten die Chromosomenzahl von 2n=20 aufweisen.

Die Blätter sind zwischen 35 und 95 Millimeter lang. Dabei entfallen auf die länglich-spatelig Blattspreite nur 15 bis 35 Millimeter. Auch bei intensiver Sonneneinstrahlung färbt sich Drosera anglica nicht derart tiefrot wie Drosera intermedia und Drosera rotundifolia. Ebenso wie diese bildet die Art im Hochsommer kleine, weiße Blüten.

Mittlerer Sonnentau (Drosera intermedia)

Sehr schön ausgefärbte Drosera intermedia.
Drosera intermedia zusammen mit Utricularia minor (die zwei gelben Blüten im Hintergrund).

Der Mittlere Sonnentau ist ebenfalls eine mehrjährige, winterharte Hochmoorpflanze. Diese Art ähnelt dem Langblättrigen Sonnentau, ist jedoch kleiner. Vor allem anhand der Blattspreite lassen sich die Arten unterscheiden.

Drosera anglica weist eine länglich-spatelige Blattspreite auf. Diese ist also deutlich länger als breit.

Hingegen zeigt Drosera intermedia eine deutlich kürzere Blattspreite, die spatelig bis verkehrt-eiförmig ist. Die Blattspreite ist nur geringfügig länger als breit. Unter intensiver Sonneneinstrahlung kann sich die Art intensiv rot verfärben.

Makroaufnahme der Tentakeln von Drosera intermedia.
Verlandungsmoor im Allgäu, Biotop aller drei Sonnentauarten.

Im Hochsommer werden kleine, weiße Blüten gebildet.

Die Art kommt einerseits in Europa vor, daneben aber auch im Osten von Nord- und Südamerika.

Interessanterweise sind die Pflanzen aus Südamerika, die vor allem auf den Tafelbergen zu finden sind, nicht frosthart und unterscheiden sich geringfügig von ihren europäischen Verwandten, so dass diese als Drosera intermedia ‚Roraimae’ beschrieben wurden.

In Deutschland bevorzugt diese Art sehr nasse Standorte. Nicht selten findet man großteils überflutete Exemplare. Insgesamt ist die Art häufiger als Drosera anglica.

Rundblättriger Sonnentau (Drosera rotundifolia)

Drosera rotundifolia zusammen mit der Gewöhnlichen Moosbeere (Vaccinium oxycoccos).

Der Rundblättrige Sonnentau ist ebenfalls eine mehrjährige, winterharte Art, die nahezu auf der gesamten Nordhalbkugel verbreitet ist. In Deutschland ist Drosera rotundifolia die häufigste Art, findet sich aber auch vor allem in Hochmooren, wo sie in aller Regel in Torfmoospolstern wächst.

Manchmal ist Drosera rotundifolia im roten Sphagnum nur schwer zu entdecken.

Drosera rotundifolia überdauert wie auch Drosera anglica und Drosera intermedia die kalte Jahreszeit mittels einer Winterknospe, dem sogenannten Hibernakel.

Mit Drosera anglica kann diese Art die Naturhybride Drosera x obovata bilden.

Die Art ist sehr einfach zu bestimmen und nicht zu verwechseln. Die Blätter liegen flach dem Boden auf oder stehen nur flach ab. Die Blattspreite ist rundlich bis queroval – oft breiter als lang. Unter intensiver Sonneneinstrahlung kann sich die Blattspreite intensiv rot verfärben.

Drosera rotundifolia.

Auch diese Art bildet kleine, weiße Blüten.

Alle Fotos auf dieser Seite wurden Anfang August 2012 in einem Verlandungsmoor an einem Voralpensee im Allgäu aufgenommen. Interessante Begleitpflanzen waren der Kleine Wasserschlauch (Utricularia minor) und die Sumpf-Weichwurz (Hammarbya paludosa), eine extrem seltene Moororchidee.