Taublatt (Drosophyllum)

Im Überblick

Taublatt (Drosophyllum lusitanicum).

Das Taublatt ist eine der interessantesten und spektakulärsten Insektivoren. Die Gattung Drosophyllum ist monotypisch. Die einzige Art, nämlich Drosophyllum lusitanicum kommt in den Küstenregionen von Portugal, Südwestspanien und Nordmarokko vor, wo sie auf steinigen Hängen meist im lockeren Kiefernbestand wächst. Diese Habitate sind vor allem im Sommer sehr trocken, die Wasserversorgung findet hauptsächlich durch nächtlichen Küstennebel statt. Im Winter sind die Habitate deutlich feuchter.

Die Pflanze ist mehrjährig und kann relativ groß werden. Es werden bis zu 25 cm lange, schmale Blätter produziert, die dem im Alter verholzten Hauptstamm entspringen. Abgestorbene Blätter werden im Gegensatz zu den meisten anderen Pflanzen nicht abgeworfen, sondern bleiben samt der gefangenen Insektenleichen am Stamm hängen. Als botanische Besonderheit bestehen beim Taublatt auswärts eingerollte Blätter. Die sich langsam entwickelden, jungen Blätter sind nach außen hin aufgerollt und werden während dem Wachstum ausgerollt. Ansonsten findet man eine derartige Blattentfaltung fast nur bei Farnen, üblicherweise sind die Blätter ansonsten nach innen eingerollt.

Im Frühsommer werden die großen, schwefelgelben Blüten gebildet, aus denen sich harte, relativ große, schwarze Samen bilden.

Fallenmechanismus

Der prinzipielle Fallenmechanismus wurde bereits auf der vorherigen Seite ausführlich beschrieben. Die Pflanze ist ein hocheffektiver Insektenfänger. Die ganze Pflanze verströmt an warmen Tagen einen intensiven, angenehmen Honigduft, der massig Fliegen, Schwebfliegen und Wespen anlockt. Die gestielten Drüsen produzieren enzymhaltige, außerordentlich zähe Klebetropfen, die in der Sonne rötlich schimmern. Die Klebetropfen sind überaus potent und können sogar große Fluginsekten auf Dauer festhalten. Auch bei den gestielten Klebedrüsen zeigt das Taublatt eine Besonderheit. Diese enstpringen auf der Blattseite sowie der Unterseite des Blattes und sind nach oben umgebogen.

Kultur und Vermehrung

Die langjährige Kultur des Taublatts ist nicht einfach. Leider habe ich meine Pflanze nach zwei Jahren erfolgreicher Kultur in einem Winter, in dem ich ziemlich eingespannt war, vernachlässigt und prompt ‚über den Jordan befördert‘. Die Pflanze ist sicherlich keine Anfängerpflanze, allerdings auch nicht derart schwierig, so dass sich nur Experten an ihr probieren sollten. Die erste Herausforderung stellt bereits die Beschaffung der Pflanze dar. Sie ist extremst wurzelempfindlich. Daher lässt sie sich quasi nicht umpflanzen, aber auch nicht mit der Post versenden. Falls Sie in ihrer Nachbarschaft einen Bekannten haben, dann sind sie einer der Wenigen, der nicht den langwierigen Weg über die Aussaat gehen muss. Wenn Sie dann einmal an die seltenen Samen gelangt sind, gilt es zunächst, diese vorzubereiten. Ich habe die Samen vorsichtig mit Sandpapier angeschliffen, ohne sie zu beschädigen, und sie anschließend für zwei Tage in Wasser eingelegt. In der Zwischenzeit zur Aussaat können Sie nun das Substrat zusammenmischen und die Töpfe damit befüllen. Das Taublatt ist nicht nur wurzelempfindlich, sondern reagiert zugleich auf Staunässe empfindlich (was in etwa gleichbedeutend mit einem Sekundentod ist). Das Taublatt benötigt also ein gut durchlüftetes, lockeres Substrat. Ich habe daher zu je gleichen Teilen Hochmoortorf mit Quarzsand und Pinienrinde (alternativ geht auch Kiefernrinde) gemischt. Da der Sämling später nahezu nicht pikierbar ist, muss die Aussaat notgedrungen in das spätere Kulturgefäß erfolgen, was zunächst zugegebenermaßen recht albern aussieht, wenn sich ein winziges Pflänzchen in einem 15 Zentimeter durchmessenden Topf verliert.

Beim Taublatt bevorzuge ich Tontöpfe, da diese erstens einen besseren Wasserhaushalt gewähren und zweitens eine Kultur in Anstaubewässerung ermöglichen. Damit diese jedoch zu keiner Staunässe führt, gilt es zunächst den Topf entsprechend zu präparieren. Das Loch im Boden decke ich zunächst mit einer Tonscherbe ab, anschließend befülle ich den Topf zu einem Drittel mit Quarzsand, die restlichen zwei Drittel werden nun mit dem angefeuchteten Substrat befüllt. Sie können zukünftig den Topf getrost in Anstaubewässerung nehmen, jedoch nur so etwa einen Zentimeter hoch. Nie jedoch bis zu der Höhe, in der das eigentliche Kultursubstrat anfängt. Durch die Kapillarwirkung des Quarzsandes sowie der Tonwand wird das Torf-Sand-Rinden-Gemisch künftig gleichmäßig mit etwas Feuchtigkeit versorgt ohne jedoch zu vernässen. Bevor ich erneut gieße, warte ich bis das Wasser vollständig verbraucht ist und die Oberfläche des Substrats leicht abgetrocknet ist. In das derart präparierte Aussaatgefäß geben Sie einzeln die Samen, pro Topf einen. Ich drücke den Samen leicht an, bedecke ihn jedoch nicht mit Substrat. Der beste Aussaattermin ist das Frühjahr. Nach wenigen Wochen setzt die Keimung ein, die Pflanze wächst relativ zügig weiter. Wie bei den meisten Pflanzen, so ist auch bei dem Taublatt die Winterzeit schwieriger und daher ist es von Vorteil, wenn die Pflanze bereits eine gewisse Größe erlangt hat.

Im Sommer ist der ideale Standort im Freien. Wählen Sie einen sonnigen, regengeschützten Standort. Dort kann es bis zum ersten Frost bleiben. Im Winterquartier sollte es kühl, hell und trockener stehen.