Sonnentau (Drosera)

Im Überblick

Drosera adelae.

Bei der Gattung Drosera, einem Vertreter aus der Familie der Sonnentaugewächse, handelt es sich um die drittgrößte karnivore Gattung mit insgesamt etwa 160 Arten. Die Gattung ist weltweit verbreitet. Verbreitungsschwerpunkte sind besonders Australien, daneben auch Südafrika. Bis auf eine Ausnahme werden feuchte, saure bis stark saure Habitate besiedelt. Droserae kommen in temperierten Zonen mit einem frostigen Winter ebenso vor wie in den Tropen. Die meisten Arten sind rosettenbildend, oft flach der Erde aufliegend. Daneben existieren auch kletternde oder aufrecht wachsende Arten. Der Durchmesser reicht von 1 – 2 cm bis hin zu 100 cm bei Drosera regia.

Grob lassen sich die Sonnentaue in sieben große Gruppen gliedern:

Hauptgruppen

1. temperierte Droserae: Einige Arten sind frosthart und überdauern mit einer Winterrosette. Zu dieser Gruppe gehören die drei deutschen Arten Drosera anglica, Drosera intermedia und Drosera rotundifolia, die zwei Nordamerikaner Drosera filiformis und Drosera linearis, sowie Drosera binata.

2. subtropische Droserae: Die überwiegende Zahl der südafrikanischen Arten (z.B. Drosera aliciae, Drosera capensis, Drosera collinsiae, Drosera cuneifolia oder Drosera slackii) sind dieser Gruppe zuzurechnen. Daneben ein paar weitere Arten wie Drosera binata oder Drosera spatulata. Insgesamt ist es die größte Gruppe.

3. tropische Droserae: Einige wenige Arten stammen aus tropischen Gefilden. Sie wollen eher eine hohe Luftfeuchtigkeit, viel Sonne und höhere Temperaturen. Zu dieser Gruppe gehören die einjährigen Drosera burmannii und Drosera indica. Daneben sind dieser Gruppe auch mehrjährige Arten wie Drosera madagascariensis zuzurechnen.

4. Zwergdrosera: In Australien kommen eine ganze Reihe von Zwergsonnentaue vor. Viele sind einjährig. Im Winter werden als Besonderheit Brutschuppen gebildet. Vertreter sind zum Beispiel Drosera mannii, Drosera pygmaea, Drosera roseana oder Drosera scorpioides.

5. Knollendrosera: Ebenfalls in Australien ist die Gruppe der Knollensonnentaue heimisch. Im Sommer trocknen deren Habitate aus. Die Pflanzen überdauern mit unterirdischen Knollen, aus denen sie nach den ersten Regenfällen wieder austreiben. Zu dieser Gruppe gehören etwa Drosera auriculata, Drosera macrophylla oder Drosera peltata.

6. Queensland-Drosera: Diese dritte australische Gruppe umfasst drei Arten, die im tropischen Wald des australischen Bundesland Queensland zu finden sind. Die Vertreter sind Drosera adelae, Drosera prolifera und Drosera schizandra.

7. Petiolaris-Komplex: Die vierte Gruppe aus Australien umfasst heikle, aber sehr aparte Pflanzen wie Drosera falconeri oder Drosera petiolaris.

Fallenmechanismus

Drosera aliciae.

Der prinzipielle Fallenmechanismus wurde bereits auf der vorherigen Seite ausführlich beschrieben. Der Sonnentau gehört zu den aktiven Klebefallen. Gestielte Drüsen (Tentakeln) produzieren einen Fangschleim, der auf einer Polysaccharid-Lösung basiert. Überwiegend durch das Glitzern der Tautropfen in der Sonne werden kleine Insekten angelockt und festgeklebt. Eine olfaktorische (über den Geruch) Anlockung besteht hingegen nicht. Die Tentakeln, manchmal sogar das ganze Blatt sind oft ausgesprochen beweglich. Die Bewegungsfreudigkeit variiert jedoch deutlich. Nahezu keine Bewegung zeigt etwa Drosera filiformis, andere Arten wie Drosera burmannii hingegen können ihrer Tentakeln innerhalb von 1 – 2 Minuten um 180 ° umklappen. Eine ganze Reihe an Arten, wie zum Beispiel Drosera capensis, umhüllen schließlich die Beute sandwich-like mit ihrem Blatt. Zahlreiche Enzyme spalten die Inhaltsstoffe auf und führen sie damit einer Verwertung durch die Pflanze zu.

Kultur und Vermehrung

Drosera binata.

Die Kultur der verschiedenen Arten ist teils extrem divergent, so dass ich eine getrennte Kulturanleitung für jede Gruppe abgebe. An dieser Stelle folgen nur ein paar generelle Ratschläge zur Vermehrung der Droserae. Alle Arten sind Lichtkeimer. Viele Arten setzen leicht und massig Samen an, andere nahezu nie. Ich säe die Pflanzen auf reinen Torf aus. Den Topf nehme ich in hohe Anstaubewässerung. An einem hellen und warmen Standort keimen fast alle Arten innerhalb von vier Wochen. Alle Drosera-Samen sind Lichtkeimer, daher die Samen nur auf das Substrat gleichmäßig streuen und keinesfalls bedecken. Innerhalb von wenigen Monaten bis zu zwei Jahren ist aus dem Samen eine ausgewachsene Pflanze herangewachsen.

Sehr viele Arten lassen sich über Blattstecklinge vermehren. Prinzipiell gibt es zwei Methoden. Sie können das Blatt flach auf Torf geben und etwas andrücken. Wichtig ist bei dieser Methode, dass der Torf ganzzeitig sehr feucht, die Luftfeuchtigkeit hoch und der Standort zwar hell aber ohne direkte Sonneneinstrahlung ist. Auf der Blattoberfläche bilden sich nach zwei bis drei Wochen kleine Verdickungen, aus denen eine neue Pflanze entsteht. Falls mehr als ein Steckling pro Blatt entstanden sein sollte, warte ich bis sich das Blatt komplett zersetzt hat, ehe ich die Stecklinge trenne. Verwenden Sie zur Stecklingsvermehrung nur gesunde Blätter und entfernen Sie womöglich vorhandene Insekten. Diese würden die nächsten Wochen schimmeln anfangen und den Ansatz zerstören. Neben dieser Methode funktioniert ebenfalls die Wasservermehrung gut. Das Blatt geben Sie einfach auf die Wasseroberfläche eines mit destilliertem Wasser oder mit Regenwasser halb gefülltem Glas. Meistens entstehen bei dieser Methode etwas mehr Stecklinge. Da jedoch das Wasser keinerlei Nährstoffe enthält, muss das Blatt – sobald sich die ersten winzigen Pflänzchen gebildet haben – auf Torf umgelegt werden. Bei einigen Arten funktionieren auch Wurzelstecklinge gut. Schneiden Sie zur Vermehrung etwa ein zwei bis drei Zentimeter langes Teilstück einer dicken Wurzel ab und geben Sie dieses etwa 1 cm tief waagrecht in Torf. Innerhalb weniger Wochen entsteht aus dem Steckling eine neue Pflanze.

Kultur und Vermehrung der Hauptgruppen

Drosera filiformis.

1. temperierte Droserae: Diese Arten sind sehr einfach zu halten. Am besten geschieht das ausgepflanzt in einem Moorbeet. Als Substrat genügt reiner Torf. Drosera intermedia will sehr nass stehen und verträgt auch eine kurzzeitige Überflutung. Drosera anglica und Drosera rotundifolia mögen es etwas trockener. Noch trockener möchten Drosera filiformis und Drosera binata stehen. Außer Drosera binata sind die genannten Arten voll frosthart und benötigen keinen Winterschutz. Die letztgenannte Art ist hingegen etwas heikler. Von den zahlreichen Formen und Varianten ist nur die einfach gegabelte Art mit Winterschutz frostvertäglich. Eine besondere Art ist die nordamerikanische Drosera linearis, die als einzige Sonnentau-Art ein alkalisches Substrat verlangt.

Die Vermehrung kann sowohl vegetativ als auch generativ erfolgen. Die Samen sind Frost- und Lichtkeimer und daher entsprechend zu stratifizieren. Im Winter teilen sich teils die Rosetten, so dass hierüber für Nachwuchs gesorgt ist. Daneben lassen sich die genannten Arten leicht über Blattstecklinge vermehren, Drosera binata daneben auch über Wurzelstecklinge.

2. subtropische Droserae: Die subtropischen Arten sind sehr einfach und daher auch für Anfänger geeignet. Eine ganzjährige Kultur auf dem Fensterbrett ist problemlos möglich. Als Substrat genügt reiner Torf, gewässert wird in Anstaubewässerung. Ein heller Standort wird bevorzugt, besondere Ansprüche an die Luftfeuchtigkeit hingegen nicht gestellt. Im Winter sollten die Pflanzen einige Grad kühler stehen, im Sommer ist auch ein geschützter Platz im Freien ideal.

Die Vermehrung gelingt meist sowohl über Samen als auch über Blattstecklinge sehr gut. Teils sind auch Wurzelstecklinge möglich.

3. tropische Droserae: Der Schwierigkeitsgrad dieser Gruppe ist unterschiedlich. Die mehrjährigen Arten sind schwieriger, die einfachste Art aus dieser Subgruppe ist Drosera madagascariensis. Tropische Droserae wollen ganzjährig warm, hell und luftfeucht stehen. Die einjährigen Arten, nämlich Drosera burmannii und Drosera indica hingegen sind einfach. Wichtig ist es vor allem die Pflanzen zeitig im Frühjahr auszusäen, damit die Vegetationsphase bis zum Herbst lang genug ist, um neue Samen ernten zu können, die von beiden Arten problemlos und in großen Mengen angesetzt werden. Beide Pflanzen wachsen zügig heran. Drosera burmanni bildet eine Rosette, Drosera indica wächst hingegen zu einer aufrechten, 30 – 40 cm hohen Pflanze heran. Im Frühjahr säe ich die Pflanzen auf dem Fensterbrett aus, pikiere sie dann im Mai und halte sie ab dann im Garten.

4. Zwergdrosera: Die Vermehrung gelingt fast nur über die Brutschuppen. Blattstecklinge funktionieren bei dieser Gruppe nicht, Wurzelstecklinge im übrigen ebenso wenig – verbieten sich aber ohnehin aufgrund der hohen Wurzelempfindlichkeit. Samen werden nur selten und in geringen Mengen angesetzt. Die Brutschuppen werden im Winter gebildet. Voraussetzung für ihre Produktion ist einerseits ab dem Herbst ein kühlerer Standort, andererseits eine tägliche Beleuchtungsdauer < 9 Stunden. Die Brutschuppen können geerntet werden, sobald sich diese gut von der Pflanze lösen. Danach sind sie einfach auf dem Substrat aufzulegen und leicht anzudrücken. Zügig entwickelt sich aus einer Brutschuppe eine Pflanze.

5. Knollendrosera: Knollendroserae sind ausgesprochen schwierig. Als Substrat verwendet man eine Mischung aus Torf und Quarzsand (1:2 bis 1:3). Ab dem Herbst wird der Topf in Anstaubewässerung gegeben. Nun bedarf es eines kühlen (!) und hellen Standorts. Zügig wächst aus der Knolle meist ein aufrechter Trieb, der meist nach wenigen Monaten zu blühen beginnt. Samen werden nun relativ gut angesetzt, insbesondere wenn man mit dem Pinsel bei der Bestäubung etwas nachhilft. Im zeitigen Frühjahr stirbt die Pflanze nun oberirdisch ab und zieht ein. Das ist der Moment, den Topf aus der Anstaubewässerung zu nehmen und langsam austrocknen zu lassen. Manche Halter lassen denn getrockneten Topf nun im Keller stehen, andere graben zuvor die Knollen aus und bewahren diese dunkel in kleinen, verschlossenen Plastiktütchen auf, um sie vor einer Austrockung zu schützen.

Die Vermehrung kann einerseits über die Aussaat, andererseits über Tochterknollen erfolgen. Weder Blatt- noch Wurzelstecklinge funktionieren.

6. Queensland-Drosera: Die Gruppe der Queensland-Arten ist mittelschwer. Auf Dauer lassen sich die Arten nur unter Glas kultivieren. Die Pflanzen wollen ganzjährig warm und luftfeucht (mind. 80%) stehen – zwar hell aber ohne direkte Sonneneinstrahlung. Den drei Arten gemeinsam sind die dünnen und empfindlichen Blätter. Stehen die Pflanzen zu trocken, dann trocknen zunächst die Klebetropfen ein, kurz später die Blätter. Drosera adelae und Drosera prolifera lassen sich gut in einem Torf-Quarzsand-Gemisch halten, Drosera schizandra hält man hingegen am besten in reinem Sphagnum oder einer Sphagnum-Torf-Mischung.

Die Vermehrung ist eher leicht. Drosera adelae bildet zügig zahlreiche Ausläufer, ansonsten sind Blatt- und Wurzelstecklinge gut möglich. Drosera prolifera lässt sich ebenfalls über Stecklinge vermehren, daneben bildet diese Art zahlreiche oberirdische Kindel ähnlich wie Erdbeerpflanzen. Drosera schizandra ist die anspruchsvollste Art und lässt sich am besten über Blattstecklinge vermehren. Der Samenansatz ist bei allen drei Arten gleich Null.

7. Petiolaris-Komplex: Wahrscheinlich handelt es sich bei dem Petiolaris-Komplex um die schwierigste Gruppe. Ich selber habe mit dieser Gruppe nahezu keine Erfahrung. Prinzipiell sind die Pflanzen ganzjährig extrem hell und warm bei erhöhter Luftfeuchtigkeit zu kultivieren. Zudem wird eine Nachtabsenkung benötigt. Die Pflanzen sind am natürlichen Standort einer Trockenperiode ausgesetzt, während der die Pflanzen eine Ruhephase einlegen. Dies ist in der Kultur entsprechend zu berücksichtigen.